Gefäßobjekte sind eine besondere Erfindung von Guido Kratz. Nicht als funktionale Gefäße, sondern als Objekte in Gefäßform bilden sie ein wichtiges Element in seinem Schaffen
Gefäße seit Urzeiten
Gefäße gibt es schon seit Urzeiten. Sie bewahren, umfassen, halten, schützen und lagern kostbare und lebenswichtige Dinge wie Nahrung. Sie können aus vielen Materialien bestehen, z.B. aus Holz, Stein und eben aus Ton. Tassen, Teller und Schüsseln sind Beispiele für solche klassischen funktionalen Erzeugnisse. Für Keramiker ist ihre Anfertigung eine Hauptaufgabe, so auch für Guido Kratz.
Sind Gefäßobjekte noch Gefäße?
Die Gefäßobjekte von Guido Kratz nehmen diese alten Traditionen auf – sie umschließen Raum und bilden ein Volumen aus wie alle ihre klassischen Vorgänger, bleiben also im weitesten Sinne Gefäße, aber den Gefäßobjekten fehlt jede herkömmliche Funktion und die konkrete Aufgabe. Sie sollen nichts aufbewahren, nichts halten oder schützen. Sie sind einfach da, präsent in ihrer auffälligen Gestaltung, in ihrer besonderen Form und ihrer Farbigkeit, es sind also aus der Realität des Alltags herausgenommene – abstrahierte – Gefäße.
Herstellung eines Gefäßobjektes
Ein Gefäßobjekt wird in traditioneller keramischer Drehtechnik in Einzelformen hergestellt. Aus zwei oder mehreren so entstandenen rotationssymmetrischen Hohlkörpern wird ein neues, in sich geschlossenes Objekt zusammengesetzt. Durch den Trocknungsprozess pumpt sich dieser Körper voll Luft und erfährt dabei die maximale Straffung der Außenhaut. Diese wird durch reliefhafte Texturen in der Glasur und einen monochromen Farbauftrag gestaltet. Die Herstellung eines solchen, immer einmaligen Objektes erfordert in einem hohen Maß Erfahrung und Kompetenz im Umgang mit dem Material, es ist ein sehr haptischer Prozess, der – im wahrsten Sinne – Einfühlungsvermögen und Sensibilität erfordert.
Wirkung eines Gefäßobjektes
Das fertige Objekt hängt leuchtend farbig, plastisch und ausgeformt an der Wand oder liegt auf dem Boden, einzeln oder in Serie. Es überrascht, unterbricht, stört, irritiert und provoziert unseren Blick und unsere Wahrnehmung. Es regt unsere Phantasie an, wirkt weich und amorph, hängt scheinbar schwerelos, aber doch zerbrechlich, scheint vor unseren Augen lebendig zu werden, sich unmerklich zu bewegen, bekommt zoomorphe Züge oder weckt ganz andere, eigene Assoziationen. Wir spüren die Spannung zwischen unserer Wahrnehmung des sorgfältig bearbeiteten Körpers in seiner harten, glatten, glänzenden und strukturierten Materialität und unseren sinnlichen Empfindungen und werden so direkt mit hineingenommen in die Faszination des Gefäßobjekts, dieser preziösen Vase.
Text von Dr. Carmen Putschky >>>